Ein weiterer, wichtiger Schritt vorwärts
In der Saison 2022 konnte ich einen wichtigen Schritt vorwärts machen. Meine bereits im Vorjahr gesteckten Ziele konnte ich allesamt erreichen und teilweise sogar noch übertreffen. Mit einem Sieg, insgesamt drei Podestplätzen und meinem ersten Weltcupstart, sowie ein weiterer im Herbst, gehört dieses Jahr mit Abstand zu meinen Highlights. Auch in diesem Jahr gab es die eine oder andere Hürde die es zu überwinden gab. Welche das genau waren und welche Hintergrundstory sich jeweils dahinter verbirgt, liest du in den folgenden Zeilen.
Vorbereitung
Nach dem letzten sehr lehrreichen Jahr war für mich klar, dass ich einige Anpassungen vornehmen muss, damit ich auch Fortschritte machen kann. Für das Rennjahr 2022 verlor ich durch längere Krankheit im 2021 meine Elite Startlizenz und musste dieses Jahr wieder bei den Amateuren starten. Was sich anfangs wie ein klarer Rückschritt anfühlte, stellte sich später als das Gegenteil heraus.
In der Vorbereitung begann ich mit einem neuen Trainer zusammen zu arbeiten, gewann das Vertrauen neuer Sponsoren und konnte zusammen mit meinem Bestehenden mein eigenes „Programm“ aufbauen. Die ersten Fortschritte im Training waren sehr schnell spürbar. Das gab mir viel Selbstvertrauen während der Vorbereitung.
Auftakt
Der Saisonauftakt erfolgte dann Ende März mit den ersten Wettkämpfen. Nach längerer Zeit ohne Rennen, zwischen meinem Letzten und dem Auftakt lagen acht Monate Rennpause, kam ich bei den ersten beiden Rennen nicht wirklich in den Rhythmus.
Die Resultate waren dann auch nicht das, was ich mir erhofft hatte. Die zu optimierenden Punkte habe ich erkannt und versucht bis zu den nächsten Rennen daran zu arbeiten. Dazu gab es auch einige positive Aspekte. Zum Beispiel war ich mit meiner Fahrtechnik bereits da wo ich gerne sein wollte, oder das Material funktionierte sehr gut und ich fühlte mich darauf ziemlich wohl.
Lernprozesse vor dem ersten Saisonhighlight
Nach den ersten beiden Rennen legte ich einen kompletten Trainingsblock ein, um meine Performance hinsichtlich der bevorstehenden ersten Saisonziele zu verbessern. Durch eine gesundheitliche Abklärung gegen Ende dieses Blockes konnte ich ein geplantes Rennen Ende April nicht fahren.
So stand ich das erste Mal nach einem Monat am Proffix Swiss Bike Cup in Savognin am 1. Mai am Start. Da ich beim ersten Rennen dieser Rennserie nicht am Start stand, musste ich vom letzten Startplatz aus starten. Das spielte an diesem Tag für mich anscheinend nicht groß eine Rolle und ich war nach dem Startaufstieg bereits auf dem 5. Platz.
Noch in der ersten Runde arbeitete ich mich auf Platz zwei vor. Das ganze Rennen fahrend auf Position zwei fuhr ich dann erleichtert auch auf dieser Position durchs Ziel. Nach den ersten paar nicht optimalen Rennen und nicht so guter Konstanz in der Vorbereitung war ich sehr zufrieden mit meiner Leistung. Nach zwei weiteren Rennen auf nationaler Ebene, welche ich beide auf dem 3. Rang beendete, bekam ich die Startplatzzusage für den Heimweltcup auf der Lenzerheide.
Da ich nicht genügend Punkte in der Weltrangliste besitze, bekam ich die Möglichkeit mit einem Startplatz von Swisscycling zu starten. Der nationale Verband hat bei Weltcup Rennen zusätzliche Startplätze. Diese werden an Athleten vergeben, die über das erforderliche Potenzial verfügen und bereits gute Leistungen während der Saison gezeigt haben.
Der Start an einem Weltcup war bereits zu Beginn meiner noch jungen Karriere ein Ziel, die Möglichkeit kam dann aber doch unerwartet. Dass es dann auch noch gleich ein Heimweltcup sein würde, das machte das Ganze nur noch surrealer.
Weltcup Lenzerheide
Das Weltcupwochenende startete für mich am Donnerstag mit der ersten Kursbesichtigung. Die Besichtigung einer neuen Strecke benötigt immer enorm viel Zeit und bei einer Strecke wie auf der Lenzerheide, wo nur wenige Meter ohne Wurzeln sind, umso mehr. In den folgenden Tagen bereitete ich mich bestmöglich auf das bevorstehende Rennen vor, das Gefühl war aber nicht so gut wie in den vorangegangenen Rennen der laufenden Saison. Denn eine Woche zuvor fuhr ich den Engadin Bike Giro, ein dreitätiges Mehretappenrennen rund um St. Moritz.
Da die Selektionierung erst zwei Wochen vor dem Weltcup stattfand, war an ein Startverzicht am EBG nicht mehr zu denken. Die Belastung war sehr ungewohnt und ich brauchte wesentlich länger zur Erholung als ich Zeit gehabt habe.
Am Sonntag stand ich dann in der letzten Startreihe bereit zum Start und zur Aufholjagd. Leider spürte ich bereits im ersten Aufstieg, dass heute nicht mein Tag ist. So war das ganze Rennen ein Kampf, was aber durch die geniale Atmosphäre und den Jubelrufen der Zuschauer etwas erleichtert wurde.
Vorbereitung zweite Saisonhälfte
Nach dem ersten, emotionalen Saisonhöhepunkt legte ich eine einwöchige Trainingspause ein. Diese diente zur Verarbeitung der bisherigen Rennen und Trainings, aber auch als Frischeaufbau für die letzten anstrengenden Wochen.
Nach meiner Weltcup Premiere war für mich klar, dass ich diese Saison einen weiteren Weltcup fahren möchte. So nahm ich mir Val di Sole im September ins Visier. Die komplette Vorbereitung richteten wir dieses Mal komplett auf diesen Event aus, obwohl ich ja noch gar nicht wusste ob ich den Startplatz erhalten würde.
Nachdem ich dann das erste Vorbereitungsrennen in Langendorf gewonnen habe, blickte ich meiner Selektionierung positiv entgegen.
Saisonende Val di Sole, IT
Den Ablauf vor dem Rennen gestaltete ich gleich wie beim Weltcup in der Lenzerheide. Die Strecke im Trentino hatte es richtig in sich, sowohl physisch als auch technisch. Bereits nach den ersten Runden habe ich mich sehr wohl gefühlt und die Vorfreude ist fortlaufend gestiegen. Wieder in der letzten Reihe eingestanden habe ich dieses Mal von einem grösseren Sturz am Start profitiert und fand mich plötzlich ca. auf Position 60 wieder. Das Tempo meiner Gegner auf diesen Rängen war für mich auch an diesem Tag zu hoch und ich verlor einige Plätze. Das Rennen beendete ich auf Rang 91 von 151 Gestarteten.
Am nächsten Tag lag ich mit einer Coronainfektion zu Hause im Bett. Mit der Annahme, dass mein Körper bereits am Renntag mit der Infektion zu kämpfen hatte, war ich dieses Mal um einiges zufriedener als noch nach meinem ersten Weltcup. Mit dem Gefühl, dass viel mehr möglich sein kann und mit bereits neuen Zielen im Kopf, habe ich meine Saison 2022 zufrieden abgeschlossen.